Pfarrei Sankt Franziskus Halle

Mensch und Schöpfung geheiligt

Seit gestern Abend suche ich nach Worten, seit dem schrecklichen Attentat in Magdeburg. Tag für Tag sterben in unserer einen Welt Menschen durch Gewalt, Terror, Bosheit. Doch jetzt ist uns dieses Unheil sehr nah auf den Leib gerückt. Mit einem Mal passiert das nicht mehr irgendwo, sondern beinahe vor unserer Haustür. Mit einem Mal bekommt das alles für uns eine ganz andere Dimension. So ein Verbrechen hätte auch mich treffen können.

Und dann auch noch auf einem Weihnachtsmarkt und nur wenige Tage vor Weihnachten, vor dem Fest, wo wie selten sonst im Jahr, der Grund unserer Hoffnung und das Versprechen eines wahren Friedens in die Mitte gestellt wird.

In mein Denken drängt sich der Advent. Eine Zeit, in der wir in den Texten der Kirche immer wieder zur Wachsamkeit aufgerufen werden. Und ich muss an das Wort aus dem Matthäus-Evangelium denken, wo es heißt: „Du kennst weder Tag noch Stunde“. Ja, wir wissen nicht, wann wir vor Gott treten werden.

Und doch dürfen, ja sollen wir das Weihnachtsfest feiern. Wir erinnern uns, dass Gott Mensch geworden ist und so jede und jeden, ja das Universum und die gesamte Schöpfung geheiligt hat. Wir versuchen, an einen Gott zu glauben, dem nichts Menschliches fremd ist, der alles Leid bis in den Tod am eigenen Leib erlitten hat. Wir wollen einem Gott glauben, der das Böse überwunden hat und die Chance für ein neues Leben bietet. Ich bin überzeugt: Es gibt nichts, das außerhalb seiner Liebe geschieht. Ja, Gott selbst leidet mit an Krieg, Mord, Terror. Das ist die Kehrseite der Freiheit, die er uns schenkt; der Freiheit, ohne die Liebe unmöglich wäre. 

So wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie auch in diesem Jahr die Menschwerdung Gottes feiern könnt. Nehmen die Zusage an, die uns mit diesem eigentlich unglaublichen Geschehen, geschenkt ist: die Zusage, dass nichts und niemand von Gott verlassen wird. Erinnern Sie sich vielleicht auch an die Geschichte von den Spuren im Sand: „… Gott lächelte liebevoll, nahm meine Hand und sagte: Nie habe ich dich verlassen und schon gar nicht in den Zeiten, wo du in Not und Verzweiflung warst. Da, wo du nur eine Fußspur im Sand siehst, da habe ich dich getragen“.

Denken wir, wenn wir Weihnachten feiern, auch an die vielen Menschen weltweit, die in diesen Tagen und Wochen Leid ertragen müssen.

Trotz allem: Eine gesegnete Zeit!
Thomas Lazar